Eine weitere kreative Reise will getätigt werden. Ich stehe bei meinem Buch unmittelbar vor einem wichtigen Kapitel. Zwei wichtige Figuren, nahezu Stützen der Geschichte, lernen sich zum ersten Mal kennen. Dieses Kapitel muss sich viel Raum und Zeit nehmen. Ich möchte mich wieder in den bequemen Sitz eines Zuges zurückziehen, mein Tablet aufklappen, schreiben und dabei aus dem Fenster in die Ferne blicken.
Diesmal beschließe ich nach Gmunden zu fahren. Dieses liegt in Oberösterreich am Traunsee und ist für seine Keramik Manufaktur bekannt. Abgesehen davon ist Gmunden im Sommer ein wahrer Touristenmagnet. Während die Sportlichen den Traunstein erklimmen oder sich auf dem Salzkammergut-Radweg mit dem Fahrrad fortbewegen, ziehen es die Gemütlichen in die Seepromenade, um dort für einen Moment der Ruhe ein Glas Wein zu genießen.
Mich zieht es im Winter nun einmal primär in den Zug, um zu schreiben. Ich stehe wieder sehr zeitig auf, die digitale Uhr am Smartphone zeigt mir 4:30 an. Raus aus den Federn, ab zur Kaffeemaschine, frisch machen und rein in das Reisegewand. An diesem Morgen beschließe ich jedoch nicht zum Wiener Hauptbahnhof zu fahren, sondern zum Westbahnhof. Ich möchte dieses Mal den Zug der Konkurrenz zu den Österreichischen Bundesbahnen fahren, nämlich der Westbahn. Diese zeichnet sich durch ihre Doppelstockwaggons aus. Der Zug verfügt über einen Snackautomaten und eine Kaffeemaschine sowie eine gemütliche Eckbank, wenn die Auslastung die Fahrt mit der Westbahn erlaubt. Die W-LAN Verbindung ist ausgezeichnet und jeder Sitzplatz verfügt über eine Steckdose. Ich finde die Fahrt mit der Westbahn sympathischer als mit dem Railjet der ÖBB, allerdings ist das Netz der Konkurrenz noch nicht im ganzen Land ausgeprägt. Aktuell verkehrt die Westbahn zwischen Wien und Innsbruck.
Ich setze mich natürlich auf einen Platz im oberen Stockwerk und lege mein Tablet auf das Auszugsfach. Um 6:08 rollt der Zug los. Die Auslastung an diesem Tag ist sehr gering und die Fahrt ist vollkommen angenehm. Die Menschen, die mit mir dieses Abteil teilen sind, ruhig oder schlafen eine Runde. Es ist herrlich. Ich bin sofort mit voller Kraft in das anstehende Kapitel meines Buches eingestiegen. Die Zeit vergeht wieder wie im Flug und ich beobachte einen wundervollen Sonnenaufgang über das Alpenvorland.
Nach ca. 2 Stunden erreiche ich den Ort Attnang-Puchheim. Dort steige ich in den Regional-Express Richtung Stainach-Irdning im Salzkammergut um. Der Zug ist zum Bersten voll mit Pendlern, Skifahrern und Menschen asiatischer Herkunft. Das hat aber einen ganz besonderen Grund. Dieser Zug fährt auch nach Hallstadt, dem bekannten Ort am Hallstätter See, der insbesondere in Asien sehr beliebt ist und in China sogar nachgebaut wurde!
Zum Glück fahre ich nach Gmunden, welches ich nur 15 Minuten später erreiche. Dort angekommen, wartet gleich eine Besonderheit auf mich. Nämlich die Traunstein Tram. Eine Straßenbahn, welche zwischen Gmunden und Vorchdorf verkehrt. Diese bringt mich direkt an den Traunsee. Der Zustand der Straßenbahn ist so modern, dass ich auch hier mein Tablet auspacke und versuche ein paar Zeilen zu schreiben. Auch wenn die Fahrzeit nur sehr kurz ist, würde es klappen. Vielleicht fahre ich eines Tages einmal die komplette Strecke ab. Auch die Traunsee Tram ist im Klimaticket inkludiert.
Ich steige beim Gmundner Klosterplatz aus und marschiere zunächst einmal an einigen schönen Gebäuden der Altstadt vorbei. Darunter das Trauntor, die Traungasse und das Kammerhof-Museum. Von dort aus gelangt man über den schönen Rathausplatz zum Kurpark am Franz-Josefs-Platz und steht nun direkt am See an der Promenade, welche entlang der Österreichischen Romantikstraße verläuft.
Der Blick auf den Traunstein und das Schloss Ort am See ist auch im Winter traumhaft schön. Es ist sehr kalt, aber die Witterung macht den Blick auf den See und die schöne Berglandschaft des Salzkammergutes sehr kräftig und klar. Ich spaziere zum Toscanapark und besuche das Schloss Ort, welches man über einen Holzsteg erreicht. Im Schloss befindet sich das Standesamt und viele Paare lassen sich gerne in Gmunden im Rahmen dieses Ambientes trauen.
Nachdem ich wieder zurück zum Rathausplatz gegangen bin, möchte ich eigentlich abermals die Heimreise antreten, als mir die Straßenbahn zum Bahnhof vor der Nase wegfährt. Kein Problem. Dann nehme ich den Zug, der eine Stunde später fährt und kann somit den Ort noch etwas länger genießen. Somit besuche ich noch die schöne Pfarrkirche des Ortes, welche man über die kurze aber steile Kirchengasse erreicht.
Für die Heimfahrt wähle ich wieder die Reise mit der Westbahn, obwohl nur ein paar Minuten zuvor ein Railjet der ÖBB eingetroffen ist. Ich lasse diesen aber ziehen, obwohl die Auslastung nicht so stark gewesen wäre. Die Westbahn war mir bei meiner Anreise sehr gemütlich erschienen und ich wollte dieses Gefühl auch bei meiner Heimreise haben. Und das bekomme ich auch. Angenehme zwei Stunden später, bei denen ich wieder einiges bei meinem Buch weitergebracht habe, erreiche ich erneut meine Heimatstadt Wien.
Ein richtig toller Ausflug zu einer schönen Stadt.
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