Die Konkurrenz der österreichischen Bundesbahnen "Westbahn" fährt seit Kurzem schon von Wien nach Innsbruck. Dazu kommt, dass ich mich bislang auf meinen Reisen in den Zügen der Westbahn immer sehr wohlgefühlt habe. Also was ist die logische Konsequenz, wenn man Eins plus Eins zusammenzählt? Richtig! Ab in den Zug und ab gehts in den wundervollen Westen unseres schönen Landes. Vier Stunden und fünfzehn Minuten je Strecke. So viel Zeit, um an meinem Buch weiterzuschreiben. Yeah!
Ich stehe früh morgens auf und fahre mit der U-Bahn zum Wiener Westbahnhof. Zunächst hole ich mir ein Frühstück für unterwegs und nehme dann auf meinem diesmal reservierten Sitz Platz. Natürlich wieder im Oberdeck. Um 7:08 Uhr rollt der Zug los. Wenige Minuten später winke ich meinen lieben Freunden Hannes und Schrenzi zu, als ich am Bahnhof Wien Hütteldorf stehe. Diese wiederum sind auf dem Weg nach St. Pölten, um ihr Wanderprojekt entlang der Mariazellerbahn zu starten. Witzig!
Danach habe ich also ausreichend Zeit und Ruhe, um in meinem Buch zu versinken. Diesmal befinde ich mich in einem emotionalen Kapitel. Einer meiner Hauptfiguren muss sich im Rahmen einer Psychotherapie ihrem Trauma aus der Vergangenheit stellen. Das erfordert beim Schreiben viel Empathie. Diese Szene, welche ich kreiere, hält mir auch etwas den Spiegel vor. Denn auch ich befinde mich aktuell in einem kleinen Gefühlswirrwarr und wenn sich meine Figur im Buch in der Therapie öffnet und ihr Herz ausschüttet, dann fühle auch ich, wie es mir immer leichter fällt, über meine Gedanken und Gefühle zu sprechen. Schreiben ist oftmals wirklich eine kleine Therapie. Ich denke, mir ist hier ein emotional, schönes Kapitel gelungen.
Auf der Fahrt nach Innsbruck probiere ich zum ersten Mal den Snackautomaten und die Kaffeemaschine meines Westbahn-Waggons aus. Es ist einfach nur herrlich. Ein guter Kaffee, ein aufgeklapptes Tablet vor mir und diese wunderschöne Aussicht aus dem Zug. Wow!
Fast pünktlich erreiche ich Innsbruck, knapp vor der Mittagszeit. Es herrscht kitschiges wie traumhaftes Wetter. In der Sonne stehend ist es richtig angenehm warm. Im Schatten benötige ich aber dennoch eine Winterhaube. Ich habe nun knapp fünf Stunden Zeit, um mich hier frei zu bewegen. Natürlich habe ich mir aber schon einen kleinen Plan zurechtgelegt.
Der erste Weg führt mich auf die Skischanze am Bergisel, bekannt als dritte Destination der Vierschanzentournee und Austragungsort der Olympischen Winter-Spiele in den 70er-Jahren. Der Eintritt in die Arena beträgt 10 Euro. Hierfür darf man sich im gesamten Arena Areal aufhalten und auch die Nutzung der Berggondel hinauf zum Sprungturm ist inkludiert. Die Bahn lasse ich aus. Meine Beine tragen mich gerne die vielen Stufen hinauf. Als kleiner Skisprung Fan genieße ich jeden Schritt entlang einer Schanzenanlage.
Unterhalb des Sprungturms bringt mich ein Aufzug hinauf zum Bergisel Café-Restaurant sowie zur Aussichtsplattform. An einem Tag wie heute ist die Ausblicke unbeschreiblich und ich genieße jede Minute meiner Anwesenheit. Eigentlich wollte ich im Café-Restaurant an meinem Buch weiterschreiben. Hierfür hätte ich mir liebend gerne eine Stunde Zeit genommen, aber alle Plätze sind belegt oder reserviert. Doch enttäuscht bin ich nicht, denn an so einem Tag wie heute, da hätte mir das klar sein müssen. Alles kein Problem.
Schließlich verlasse ich das Schanzenareal. Es war mir wieder eine große Freude und Ehre, hier sein zu können. Leider findet das Bergisel Springen immer unter der Woche statt, was meine Anfahrt dann doch etwas einschränkt. Aber irgendwann möchte ich wieder einmal hier die tolle Stimmung genießen, wie es schon zwei Mal zuvor erlebt hatte.
Eigentlich habe ich Lust, mit der Straßenbahn zu fahren. Vor dem Bergisel befindet sich nämlich eine Station. Leider verpasse ich eine Tram und die nächste würde erst in fünfzehn Minuten kommen. Und diese Geduld habe ich nicht. Darum gehe ich zu Fuß in Richtung Zentrum. So stapfe ich durch die Stadt, immer weiter gegen Norden.
Zunächst erreiche ich die Triumphpforte, bevor ich anschließend die berühmte Annasäule am Innsbrucker Town Square erreiche. Viele Menschen drängen sich durch die Straßen. Ich habe mich schon ein paar Mal in Innsbruck aufgehalten, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich hier einmal so viele Menschen gesehen hätte. Aber bei so einem Wetter wie heute kann ich das keinem verübeln. Auch ich lasse mir dadurch die Laune nicht verderben.
Bei der Herzog-Friedrich-Straße wartet schließlich das Wahrzeichen dieser tollen Stadt, nämlich das Goldene Dachl. Hier steht immer noch der Christbaum vom Adventmarkt und auch Reste vom großen Neujahrsfest sind noch zu erkennen. Ich mache ein paar Fotos und gehe aber baldigst wieder, denn hier sind mir dann doch etwas zu viele Menschen. Ich besuche noch einige schmale Seitengassen und auch das Befreiungsdenkmal am Landhausplatz. Das wiederum hat aber einen ganz besonderen Grund. Denn gegenüber befindet sich das Audioversum. Und dieses möchte ich besuchen.
Das Audioversum befindet sich im freien Theater Innsbruck und bietet derzeit drei verschiedene Ausstellungen zum Thema Akustik und auditive Kunst. Für 9 Euro, welche der Eintritt kostet, bekommt man allerdings vieles zu sehen und natürlich zu hören. Gleich die erste Ausstellung ist der Hammer. In einem Raum wurde eine Stadt aus Papier aufgebaut, durch welche man mit einem Audioguide durchgeführt wurde. Dazu gab es ein super nettes Rätselspiel. Das macht richtig Spaß.
Des Weiteren warten dann viele spannende Stationen, wo man vieles über den Hörsinn lernen kann. An manchen Ecken fühlte ich mich wie im Maschinenraum der Enterprise, so modern ist diese Ausstellung eingerichtet. Am Ende gehe ich vergnügt aus dieser Ausstellung raus und freue mich, wieder etwas Sinnvolles erlebt zu haben.
Dann muss ich mich aber leider schon wieder zum Bahnhof begeben, denn fünf Stunden sind fast zu Ende und mein Westbahn-Zug wartet auf mich.
Schließlich hocke ich mich auf meinen Platz. Auch für die Rückfahrt habe ich einen Platz reserviert. Sicher ist sicher! Die erste Stunde am Weg nach Hause vergeht wie im Flug, da ich mit einer lieben Freundin telefoniere. Und wenn ich einmal mit diesem Menschen rede, dann fließen die Worte dahin.
Danach schreibe ich an meinem Buch weiter, jedoch nicht mehr so enthusiastisch wie bei der Anreise. Das liegt aber auch daran, dass ich nicht mehr die Energie habe und schon etwas müde bin. Ich war an diesem Tag doch viel auf den Beinen gewesen. Ich mache also ein Wechselspiel daraus, in dem ich eine halbe Stunde schreibe und dann wieder eine halbe Stunde bewusst Musik höre.
Um kurz vor 21 Uhr erreiche ich wieder den Wiener Westbahnhof und freue mich über einen produktiven Tag. Es war wirklich wundervoll.
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Kommentare
Ah, noch einer, der sich in den Zug setzt, um Buchstaben zu Papier zu bringen. "Train-Office" mach ich auch immer wieder, Klimaticket ist schon was feines! ;)
P.S. Der Speisewagen im Railjet kann mehr als der Snackautomat in der Westbahn - ich sag nur "Backhendlsalat"! :D